Wie gelingt Entwicklungshilfe? – PoWi-Kurse im Gespräch mit einem Experten

Wie gelingt Entwicklungshilfe? – Mit dieser Frage konfrontierten Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Politik und Wirtschaft (13F) von Herrn Brettschneider und des Grundkurses von Frau Stabel-Schläfer den heutigen Vorstandssprecher der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und ehemaligen Vorsitzenden der SPD Hessen, Thorsten Schäfer-Gümbel, der für ein Gespräch an die Ostschule gekommen war.

Der Experte für Entwicklungszusammenarbeit verdeutlichte zunächst, dass es bei der Frage, wie Entwicklungshilfe gelingen könne, immer auch um die Frage gehe, wie Erfolg definiert werde. Die deutsche Entwicklungspolitik könne mit den vorhandenen Mitteln nur sehr begrenzt helfen – und angesichts der weltweiten Armut wirke die Unterstützung „wie ein Tropfen auf den heißen Stein“, so Schäfer-Gümbel.

Jedoch mache am Ende jede noch so kleine Hilfeleistung für die betroffenen Menschen einen gewaltigen Unterschied. Aus seiner Sicht gelinge Entwicklungszusammenarbeit besonders dann, wenn Strukturen in den Ländern verändert würden und z.B. durch die Zusammenarbeit Ansätze von Rechtsstaatlichkeit und Gerechtigkeit entstünden. Am Beispiel der Alphabetisierungskampagne in Afghanistan konnte er den Multiplikationseffekt von Entwicklungszusammenarbeit verdeutlichen: Man habe hier nicht nur afghanischen Polizisten das Lesen und Schreiben vermittelt, denn diese Menschen seien anschließenden zurück in ihre Häuser und Dörfer gegangen und hätten dort weitererzählt, was es heiße, diese Kulturtechniken zu beherrschen, was sich auf die Bildungsoffenheit positiv ausgewirkt habe.

„Es ist ein Irrglaube, dass man sich vom Rest der Welt abkoppeln zu können!“

Eine klare Haltung zeigte er bezüglich der Frage, ob die vorhandenen Mittel im Bundeshaushalt nicht besser in Deutschland genutzt werden sollten. „Es ist ein Irrglaube, dass man sich vom Rest der Welt abkoppeln kann“, so der Referent im Gespräch.

Deutschland sei ein exportorientiertes Land, das auf gute Beziehungen zu anderen Ländern angewiesen sei. Darüber hinaus sei die Welt globalisiert – und dies werde sich auch nicht grundlegend ändern, auch wenn man sich gegenwärtig in einem Prozess der Veränderung befinde.

In Bezug auf die China-Politik machte Thorsten Schäfer-Gümbel deutlich, dass die großen Fragen, wie z.B. der Klimawandel, nicht ohne China geklärt werden könnten. Man sei darauf angewiesen, mit diesem Staat zusammenzuarbeiten. Trotz aller Differenzen stelle er aber auch in China das Bemühen fest, sich beispielsweise den in dem Lieferkettengesetz geforderten Standards anzupassen, um weiterhin Zugang zum europäischen Markt zu haben.