#noisolation

Corona verlangt uns allen viel ab – keine Frage! Dem einen vielleicht weniger, dem anderen dafür umso mehr. Die soziale Isolation und Einsamkeit als Folgen der Viruspandemie treffen die empfindlichsten Gruppen in der Gesellschaft am härtesten. Zwei im besonderen Maß exponierte Gruppen sind alte Menschen sowie Kinder und Jugendliche mit Langzeiterkrankung. Dazu gehört auch Darius, ein Schüler aus unserer Jahrgangsstufe 12. Eine Infektion mit dem Corona-Virus wäre für ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit viel riskanter als für viele andere von uns.

Darius und seine MitschülerInnen durften aufgrund der angespannten Infektionslage seit November nur noch mit Unterbrechungen in den Präsenzunterricht. Doch schnell war selbst dies aufgrund seiner gesundheitlichen Situation zu gefährlich für Darius. Angst war sein ständiger Begleiter, sobald er das Haus Richtung Schule verließ. So beschloss er Ende November, dass ein Ausstieg aus dem Präsenzunterricht der sicherste Weg für ihn sei. Doch wie sollte es ihm gelingen am Ball zu bleiben? Seine MitschülerInnen durften schließlich zumindest jede 2. Woche in die Schule. Die Lösung lieferte ein Zeitungsartikel, den Darius‘ Tutorin K. Lellek Anfang Dezember entdeckte. In diesem wurde von einem Avatar an einer Friedberger Schule berichtet. Erstmal gelesen und zur Seite gelegt, kramte K. Lellek den Artikel schon bald wieder hervor. Denn es wurde schnell offensichtlich, dass es Darius mit der Situation zu Hause nicht gut ging… Nun wieder zurück zum Avatar. Was ist das überhaupt? Ein Roboter, 30cm groß, mit Kamera und Lautsprecher ausgestattet. Er sollte es Darius ermöglichen, aktiv am Unterricht teilzunehmen. Dem Avatar eine Stimme zu geben, seine Stimme. Während er in Sicherheit zu Hause sitzt und über eine App auf Smartphone oder Tablet den Avatar vor Ort in der Schule steuert. Er kann sich mittels Leuchtsignals melden, sprechen oder auch flüstern, den Kopf drehen und so seine MitschülerInnen sehen und sich mit ihnen austauschen! Doch wie fand der Avatar seinen Weg an die GGO? Richtig, der Zeitungsartikel… Darin wurde auch der Verein ACHSE erwähnt, der den Friedberger Avatar zur Verfügung gestellt hat. Zu Beginn dieses Jahres rief K. Lellek bei der ACHSE e.V. an, einem Verein, der sich für Menschen mit chronischen seltenen Erkrankungen einsetzt. So kam schnell der Kontakt zu Frau Schroedel zustande. Und dann nahm alles seinen Lauf. Wenige Telefonate bzw. Mails später gab es einen Vor-Ort-Termin mit dem Avatar bei Darius. Die beiden durften sich ein paar Tage beschnuppern. Und dann, pünktlich zum Start des Präsenzunterrichts für den Jahrgang 12, war der Avatar einsatzbereit! So konnten Darius und seine Lehrkräfte einen neuen Weg des Unterrichts gehen. Und dieser ist sicherlich ein Besonderer – Darius Avatar ist erst der 3. im Einsatz in Hessen! Der Avatar selbst wurde entwickelt vom norwegischen Start-up „No-Isolation“. Das Netzwerk ACHSE hat dank Spenden zehn Avatare anschaffen können und ermöglicht so Teilhabe am Leben statt sozialer Isolation. Die Erleichterung bei Darius war groß. Er konnte so schließlich am Unterricht teilnehmen, ohne Angst haben zu müssen sich zu infizieren.

Bevor es dann „so richtig“ losgehen konnte, musste einiges an Organisationsarbeit geleistet werden, denn in den Unterricht laufen kann der Avatar (noch) nicht. Im Wechselmodell und Kurssystem der 12 nicht immer einfach, einen „Buddy“ zu finden. Quasi eine Person, die den Avatar tage- oder wochenweise „adoptiert“. Doch es haben sich schnelle einige MitschülerInnen aus der 12 bereit erklärt, den Avatar aus dem Seki zu holen, zu den verschiedenen Unterrichtsräumen und am Ende des Unterrichts wieder ins Seki zu bringen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!

Trotz einiger Störungen – die Verbindung zwischen Avatar und Darius ist schließlich von zwei Internet-Anbietern abhängig – nahm nun der Avatar Darius Platz vor Ort in der Schule ein. Nun sind wir mit dem letzten Schultag vor den Osterferien am Ende dieses Projektes angelangt. Der Avatar sei sehr hilfreich für ihn gewesen, so Darius. So wie es momentan aussieht, darf der Avatar nach den Osterferien weiterziehen und Darius wieder in die Schule, denn er ist mittlerweile geimpft. Und auf den Wartelisten stehen noch einige Kinder und Jugendliche, denen es aus den unterschiedlichsten Gründen nicht möglich ist, die Schule zu besuchen. Bye bye kleines weißes Helferlein! Schön, dass du an der GGO zu Gast warst …

(Frau K. Lellek)